Oh, nicht, weil Glück ist, dieser voreilige Vorteil eines nahen Verlusts.
Aber weil Hiersein viel ist, und weil uns scheinbar alles das Hiesige braucht, dieses Schwindende, das seltsam uns angeht. Uns, die Schwindendsten.
Ach, in den andern Bezug, wehe, was nimmt man hinüber? Nicht das Anschaun, das hier langsam erlernte, und kein hier Ereignetes. Keins. Also die Schmerzen. Also vor allem das Schwersein, also der Liebe lange Erfahrung, - also lauter Unsägliches.
Rainer Maria Rilke (1875-1926) Aus: Duineser Elegien
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Liebe nach Liebe
Die Zeit wird kommen, wenn du mit Schwung dich selbst an deiner eigenen Tür begrüßen wirst, in deinem eigenen Spiegel und jeder wird beim Gruß des anderen lächeln
und sagen, setz dich hier hin. Iß. Du wirst wieder den Fremden lieben, der du warst. Gib Wein. Gib Brot. Gib dein Herz sich selbst zurück, dem Fremden, der dich geliebt hat
dein ganzes Leben, den du wegen eines anderen übersahst, der dich inwendig kennt. Nimm die Liebesbriefe vom Bücherbord herunter,
die Photographien, die verzweifelten Zeilen, pelle dein Bild vom Spiegel ab. Setz dich. Schmause von deinem Leben.
Derek Walcott
Diese beiden Gedichte haben mich bewogen, die ca. 830 Seiten zu lesen.