Hung-Ki Park » Trostspendende Schönheit

Trostspendende Schönheit

Ein gottverlassener, junger Mann fleht dich an.
Bitte, bitte bleib doch noch ein bisschen länger,
Denn deine wahre Schönheit betäubt meinen Kummer.
So hab Mitleid mit einem schmerzerfüllten Mann.

Ich entfloh einer einsamen, trostlosen, öden Welt.
Ich hielt meine Vereinsamung doch nicht mehr aus.
Eine Geborgenheit hat bei mir schon immer gefehlt.
Außer Einsamkeit und mir ist sonst niemand zuhaus.

In dieser farbigen Stadt suche ich nach einem Trost
Und lasse meine Blicke ohne Unterlass herumschweifen.
Meine liebe Circe, sei über meine Bitte nicht erbost
Und versuche nur einmal meine Einsamkeit zu begreifen.

Meine miese Exisentz bestätigt sich immer und wieder,
Wenn ich mir der Einsamkeit, Verlassenheit bewusst werde.
Ich kenne nur die melancholischen, gramvollen Lieder,
Deren Melodien scheinen nie zu verklingen auf der Erde.

Kann mir nur diese Einsamkeit Existenzberechtigung geben?
Lebe ich nur, mir dieser Vereinsamung bewusst zu werden?
Oder ist sie ein unleugbares Zeichen fürs strebsame Leben?
Zeigt mir niemand den unbeirrbaren Weg zum ewigen Eden?

Oh, berauschendes Fräulein, gehe gefälligst nicht fort!
Hörst du diese untröstliche, erschütternde Elegie nicht?
Spürst du wirklich nicht meine innigste Bitte ohne Wort`?
Autsch, o weh, du gehst trotzdem weg, gleichgültig, sacht!

um das Jahr 1974(knapp 19jährig) in der Nordschweiz am Bodensee

Hallo, mein lieber Hungki Park,
jeden preis wuerden wir in der jugend dafuer geben, um nicht einsam oder gar gottverlassen zu sein. tragen uns die Jahre, suchen wir dann suchen wir diese einsamkeit nicht ab und an? aber es ist natuerlich ein unterschied, ob ich in die einsamkeit hineintaumle oder sie will, um in abgeschiedenheit mich ein stueck besser kennen zu lernen.
aber egal, ob jugend oder alter, dies gilt wohl fuer alle zeit:

Oh, berauschendes Fräulein, gehe gefälligst nicht fort!
Hörst du diese untröstliche, erschütternde Elegie nicht?
Spürst du wirklich nicht meine innigste Bitte ohne Wort`?
Autsch, o weh, du gehst trotzdem weg, gleichgültig, sacht!

xlg
Hans-Juergen alias Adversus

Hallo, Hans

Vielen Dank für dein freundliches Schreiben. Als Neunzehnjähiger wollte ich gewiss die Einsamkeit nicht, musste sie jedoch ganz hautnah spüren. In Panik und trostloser Verlassenheit begab ich mich damals in die kunterbunte künstliche Stadt und ließ mich von deren vielfältigen Beschäftigkeitenen verstreuen. In einem Café fand ich zufällig diese Circe, aller Wahrscheinlichkeit nach eine blonde Schweizerin, die ganz allein mir gegeüber sass und an ihrem Kaffee nippte. Ganz gerne hätte ich diese auffällige Schönheit angesprochen, brachte aber nicht übers Herz. So nahme ich eine Serviette neben mir und sprach schüchtern, jedoch zielstrebig auf diesem groben Papier mit ihr, aber letzten Endes ein Monolog voller Verzweiflung und Schmerzen.
Übrigens war dieses Gedicht einer meiner allerersten Schreibversuche in Deutsch, deswegen ist der Stil nicht fließend, lässt manches zu wünschen übrig.

Mit freundlichen Grüßen!

Seoul, den 25. Februar 2003

lieber Hungki Park,

was bedeutet schon fliessende stil einer sprache, wenn es dir gelingt, genau die situation so treffend zu beschreiben, dass man deine eindruecke spueren kann.

xlg
Hans-Juergen alias Adversus