Off Topic » Walter Kempowski

„Ich bin konservativ und liberal, und das darf man in Deutschland nicht sein. [...] Man darf ja auch heute nicht seine Meinung sagen in Deutschland. Versuchen Sie das doch mal! Ein Schritt vom Wege, und Sie sind erledigt.“

– WALTER KEMPOWSKI, 2007


„Das Schlimmste, was einem Autor passieren kann, ist: Recht zu behalten. Dafür hasst man ihn lebenslänglich."

(In einem "Stern"-Gespräch vom August 2004 über die ablehnende Haltung der 68er Generation zu vielen seiner Bücher.)


„Unsere Publikumsschulmeister wollen sich nicht beim Lachen ertappen. (...) Bis heute hat ein Wilhelm Busch keine Daseinsberechtigung in unserem Böll-geschädigten Bildungssystem."

(Über die Schwierigkeit, in Deutschland mit einem lakonischen Stil bewegende Geschichten zu erzählen; "FAZ"-Interview vom September 2006.)


„Seelenverwandtschaft wäre übertrieben. Was uns verbindet, ist das schmerzliche Emigrantendasein, das ich einst auch erfahren habe."

(In einem Interview mit der "Welt" über seine Bewunderung für den Dichter Heinrich Heine, 23. April 2006.)


"Ich wusste damals schon, dass die SS ein Verbrecherhaufen ist. Grass hat das erst beim Nürnberger Tribunal erfahren? Der muss uns doch für verrückt halten, der Mensch, wenn er uns so was erzählt!"

(Seine Meinung zum späten Eingeständnis des Kollegen Günter Grass, in der SS gedient zu haben; Gespräch mit der "FAZ" vom September 2006.)


"Das ist eben manchmal im Leben so, dass man sich widerspricht. (...) Deshalb darf man auf die Worte eines Autors nicht viel geben."

(Zur Frage, warum er - entgegen anders lautenden Ankündigungen - im Frühjahr 2004 mit der Arbeit an einem letzten großen Roman begann.)


"Ich habe meine Lebensarbeit unter Dach und Fach."

(In einem dpa-Gespräch vom März 2007 auf die Frage, ob er durch seine Krebserkrankung aus noch ausstehenden Projekten gerissen werde.)


„In unseren mal abstoßend rührseligen, mal panisch verbissenen Zeiten haben wir ihn bitter nötig – als lebenden Vorwurf gewissermaßen, der uns unablässig sagt, dass wir uns doch einfach zusammenreißen und unsere Arbeit tun sollen, wie sein Vater ihm in seinen Romanen manchmal erscheint: mit Monokel und skeptischem, aber irgendwie auch gütigem Ausdruck. Was wir brauchen, ist eine Entideologisierung, eine Entpathetisierung unseres Denkens, Redens und Schreibens, und zwar in jeder Hinsicht.“

– EDO REENTS, 6. JUNI 2007