Off Topic » Heinrich Heine - Gezinkte Karten

Der Zufall will es, dass in diesem Jahr nicht nur des 150. Todestages Heinrich Heines gedacht wird, sondern auch – im Oktober – des 450. Pietro Aretinos. Der Italiener war für seine satirische, ehrverletzende Feder gefürchtet. Mehr noch: Das große Haus, das er führte, sei auf Erpresserbriefen und Drohungen aufgebaut, urteilten Zeitgenossen. Was moralisch unanständig und verwerflich war, blieb indes unter literarischem Wertmaßstab ohne Belang. Der bis heute andauernde Nachruhm verdankt sich nur noch dem Können des Genius, kein Schatten liegt auf dem Werk an sich, wo es gelungen ist.

Dasselbe wird man für Heinrich Heine reklamieren. Dennoch wäre es auch in seinem Fall eine unzulässige Verkürzung der historischen Dimension (und Wahrheit), wollte man – wie es gerade in der deutschen Literaturwissenschaft Usus war und zum Teil noch ist – Schattenseiten genialer Persönlichkeiten ausklammern.

Entgegen seinen Beteuerungen war Heinrich Heine alles andere als „arm wie eine Kirchenmaus“. Er hat nur wenige Monate gegen schnödes Gehalt gearbeitet – auf einer Redakteursstelle bei Cotta. Ein rasch abgebrochener Versuch. Ansonsten verließ er sich sein Leben lang als Basis stets auf großzügige Zuwendungen seines Onkels Salomon, der ihm schon das Studium sorglos gestaltet hatte, mit jährlich 400 Talern. Das entspräche, rein währungstechnisch umgerechnet, etwa zehntausend Euro; tatsächlich lag aber die Kaufkraft beim täglichen Grundbedarf erheblich höher. Zum Vergleich: Ein Hochschulprofessor musste samt Familie zu dieser Zeit mit 700 Talern auskommen.

Salomon Heine, Bankier in Hamburg, hatte eine hanseatisch-jüdische Tellerwäscherkarriere vorgelebt: Aus sechzehn Groschen machte er ein Vermögen. Seine Hinterlassenschaft soll (in Euro) über hundert Millionen betragen haben. Es mag sein, dass sich beim Neffen zu anfänglicher Dankbarkeit – sein Vater war mit einem Schnittwarengeschäft in Düsseldorf in Konkurs gegangen – früh schon Neid und schließlich Missgunst gesellten.

Jedenfalls hat er den Berufsstand des Bankiers stets mit besonderem Eifer geschmäht. So warnt er etwa vor der „Treulosigkeit der Geldgeschäftsleute“. Jeder einzelne von ihnen sei „ein Judas Ischariot“. Und: „Es gibt noch etwas Kläglicheres als eine Mätressenwirtschaft. In dem Boudoir einer galanten Dame ist noch immer mehr Ehre zu finden als in dem Comptoir eines Bankiers.“

Dieser sehr interessanten Artikel von Paul F. Reitze ist in Gänze nachzulesen unter:

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