Hung-Ki Park » Im Schweiß ihres Angesichts

In der U-Bahnunterführung kauert
Eine betagte Frau mit Mundmaske,
Bietet Batterien, Wattstäbchen feil.
Die Fahrgäste eilen bei der Stoßzeit
Hastig an ihr vorbei, denken vielleicht
An letzte Nacht, gewiss nicht an sie,
Die ausdruckslos, bewegungslos
Neben ihren Habseligkeiten hockt
Und sehnsüchtig auf Kunden wartet.


Eines Tages spielt diese Verkäuferin
Auf der Mundharmonika bekannte Lieder,
Macht die Pendler auf sich aufmerksam.
Jedoch ihre Melodien werden verzerrt,
Vermischt mit den zackigen Schritten.
Unverzagt entlockt sie dem Instrument
Weitverbreitete rührselige Kirchenhymnen,
Die an die Nächstenliebe appellieren.
Doch jeder überhört sie geflissentlich,
Zeigt kein Interesse an ihren Sachen.
Aber die Spielerin verstummt nicht,
Gibt ihre Erwartung, Zuversicht nicht auf,
Da sie genug Zeit, Geduld, Erfahrung hat
Und ihr Leben zu leben, zu meistern weiß
Auch mit Mühe und Not wie bis jetzt.


Das Überleben ist allenthalben schwer.
Trotzdem geht das Leben einfach weiter

Es berührt mich sehr, worüber Du schreibst und wie Du es tust. Mit einer Nähe, die liebevoll ist und einer Distanz, die Dich noch beobachten läßt. Die Menschen haben sehr viel Würde und Disziplin und... ich kann mich schlecht ausdrücken, aber es ist sehr wichtig, daß sie leben, daß sie überleben, aber sie halten sich nicht für den Nabel der Welt.
Danke!
Sei gegrüßt

Lieber Hungki,

mit Begeisterung habe ich Dein neues Gedicht gelesen.
Ich darf die für mich wichtigste Passage darin wiederholen:

"Aber die Spielerin verstummt nicht,
Gibt ihre Erwartung, Zuversicht nicht auf,
Da sie genug Zeit, Geduld, Erfahrung hat
Und ihr Leben zu leben, zu meistern weiß
Auch mit Mühe und Not wie bis jetzt."

Das kommt nur von einem Kosmopoliten, der es meisterhaft versteht, das Wesentliche so zu "verpacken".

Alles gute Dir nach Seoul...

Hallo, Caja, Judith und Juergen

Herzlichen Dank fuer eure freundlichen Kommentare zu meinen Zeilen. Ich selber freue mich auch, euch mit meinem Beitrag zum Nachdenken anzurgen. Aus verschiedenen persoenlichen Gruenden komme ich leider seit etlicher Zeit recht selten zum Schreiben, was ich selbst sehr bedauere, aber vergesse meine literarisch schoepferischen Lyriker dieser Adversus-Webseite nicht.
Von ganzem Herzen hoffe ich auf etwas mehr Musse fuer die Muse!
Mit freundlichen Gruessen

Seoul, den 27. Januar 2006

Liebe Regina

Was eine große Freude, dass dich das Korrekturlesen recht erfreut hat! Vor allem die Tatsache, dass meine Worte dich dazu geführt haben, dich in mich zu versetzen, in einen nicht gerade gut verständlichen, undurchschaubaren Asiaten, dem die deutsche Sprache eine Art "Stiefmuttersprache" geworden ist.
Man sagt ja, wir könnten die tiefste Stelle des Meeres ausloten, jedoch das Herz einer Seele nicht.
Ich selbe schaue mir in aller Ruhe eure Werke an und lerne auch sehr viel dabei, wofür ich mich jedes Mal in Gedanken, wenn ich Zeit habe, dann im Kommentar bei euch bedanke, zumal ich als Ausländer alltäglich die Deutschkenntnisse zu vertiefen und auszufeilen habe.
Mit freundlichen Grüßen

Seoul, den 30. Januar 2006